Die Schlucht von Masca

Masca, Teneriffa
2013-05-09

Wir waren gestern noch Einkaufen und haben uns nach dem Abendessen in den Supermarkt geschleppt. Dabei durften wir an der entspannten "Art zu Leben" der Kanarios teilhaben. Während an unseren deutschen Supermarktkassen gehetzt wird, wird hier das muntere Pläuschchen zwischen Kassiererin und Kundin intensiv gepflegt. Da wird die Entfernung von 10 Metern zwischen Kassiererin und Kundin auch gerne mal mit lautem rufen überbrückt. Und das natürlich während des normalen Gespräches, das an der Kasse begonnen hat, also während sich die Kundin Richtung Ausgang bewegt. Das hält hier niemanden davon ab, ein Gespräch zu beenden. Es versteht sich von selbst, dass während des Gespräches die Arbeit brach liegt. Die anderen Kunden ( sofern der spanischen Sprache mächtig) hören da gebannt zu. Niemand meckert, eher klingt man sich aktiv in das Gespräch ein und verwickelt so auch gerne eine weitere Kasse mit in das Gespräch :)

Aber heute geht es Richtung Schlucht von Masca. Wir haben gestern noch nach einem Lunchpaket gefragt, weil wir so früh los müssen. Da durften wir doch glatt schon um 7:30 in den Speisesaal einfallen um bis 8:00 zu Frühstücken. Unser Bus geht um 8:22 oder um 8:38, je nachdem ob heute Feiertag ist oder nicht. Im Endeffekt kam unser Bus um 8:35 und so waren wir uns nicht sicher, ober der normale Bus zu früh oder der Feiertagsbus zu früh war... Aber wir saßen im Bus Richtung Santiago de Teide (Dort müssen wir nach Masca umsteigen) und es ging wie auf einer Bergziege die Serpentinen hinauf. Die Strassen waren in den Kurven oft so eng, dass die uns entgegenkommenden Fahrzeuge halten mussten, um nicht vom Bus von der Straße gedrückt zu werden. Nach gut 20 Minuten waren wir in Santiago de Teide. Da wir nicht wussten, ob mehr als eine Haltestelle in dem Mini-Ort verfügbar ist, sind wir bei der ersten Gelegenheit ausgestiegen. Es war natürlich nicht die Richtige Haltestelle. Von hier ging kein Bus nach Masca. Also Rucksäcke geschultert und den Marsch zur Großen Kreuzung Richtung Masca angetreten. Nach 3 Minuten waren wir auch schon da. Leider sagte der Aushangfahrplan, dass der erste Bus nach Masca um 8:10 ging, der nächste um 10:35 geht und der letzte um 14:30. Etwas spärlich. Wir haben es uns aber bequem gemacht und haben dem Dorf-treiben ein wenig zugesehen. Kurz vor 10 meinte Sandra, dass wir vielleicht schon mal an die Bushaltestelle gehen sollten: "Vielleicht kommt der Bus ja früher. Ich traue den Fahrplänen nicht". Als wir uns um kurz nach 10 Uhr erhoben, tauchte plötzlich der Bus mit der Busnummer nach Maska an der Haltestelle auf, hielt kurz und fuhr dann weiter. Er bog direkt in die Strasse Richtung Masca ein. Wir liefen los, und ich fluchte innerlich wie ein Kesselflicker, als der Bus plötzlich langsamer wurde und stehenblieb. Wir hetzten hinterher, in der Annahme, der Busfahrer wäre auf unser Winken aufmerksam geworden. Doch plötzlich gab er wieder Gas, bog nach links ab und verschwand aus unseren Augen. Ziemlich frustriert, und bereit, dem nächsten Spanier, der uns über den Weg läuft die Meinung zu geigen, stiefelten wir zur Bushaltestelle.

Dort angekommen sind wir mit ein paar Schwaben ins Gespräch gekommen. Sandra und ich dachten von Akzent her, er wären Österreicher oder Polen, aber es waren tatsächlich Schwaben. Wir haben noch ein wenig über Wanderrouten diskutiert, als plötzlich der Kleinbus aus einer Seitenstrasse auftauchte. Genau derselbe, der vor kurzem verschwand. Er ist wohl nur eine Schleife gefahren. Also alle Aufregung umsonst, und wir fuhren pünktlich nach Fahrplan um 10:35 Richtung Masca ab. Der Bus war proppenvoll, und wir fragten uns erst, warum denn nur ein Kleinbus nach Masca fährt. Nach den ersten 3 Kurven wussten wir es. Die Strassen sind nur einspurig und die Kurven sind so eng, dass der Bus immer ganz ausholen muss, um so gerade noch die 180 Grad Kehrtwende hinzubekommen. Der Busfahrer trieb den Wagen eine ganze Weile lang im ersten Gang die steile Strasse hoch, bis wir über die Gipfel kamen. Eine herrliche Aussicht ins Tal und nach La Gomera tat sich vor uns auf. Auf dem Gipfel gibt es sogar einen Parkplatz, an dem wir leider vorbeigefahren sind. Hier hatte man eine herrliche Aussicht und hätte tolle Panoramafotos schiessen können. Doch für uns ging es jetzt genauso wie vorher Steil Aufwärts auch wieder Bergab. Die Kurven haben nichts an der Dramatik eingebüßt, eher im Gegenteil. Wenn man sich vorstell, hier würden die Bremsen versagen, hat man zwar einen schönen, aber auch nur kurzen Flug, um dann vermutlich mehrere hundert Meter den Hang herabzukullern... Glücklicherweise sind wir nach insgesamt 20 Minuten Fahrt heil in Masca angekommen. Masca ist ein malerisches Dorf in den Hang hinein gebaut. Es gibt keine zwei Häuser auf der selben Ebene. Sandra und Ich haben uns noch einen Kaffee getrunken, um dann zu Fuss den Abstieg vom Masca Dorf zum Strand durch die Schlucht zu wagen.

Mittlerweile war es 11:15 Uhr und der Andrang an Touristen, die die Schluchtentour machen wollten, war groß. Wir haben uns eine Lücke gesucht, die zwischen ein paar Touristen lag. Ca. 15 Minuten voraus war noch eine große Gruppe Wanderer älteren Jahrgangs in die Schlucht aufgebrochen. Wir rechneten damit, die Gruppe irgendwo auf dem Weg überholen zu müssen.

Der Abstieg begann mit einem Staubigen Trampelpfad, auf dem es serpentinenartig in die Tiefe ging. Der Pflanzenwuchs war recht trocken und dünn. Nach mehreren hundert Metern und je tiefer wir kamen, desto grüner und wuchtiger wurde der Pflanzenbewuchs, unter anderem mussten wir uns durch Bambuswäldchen schlagen. Hier und da konnten wir das Plätschern von Wasser vernehmen, jedoch haben wir noch keine Pfützen gesehen. Die Landschaft wechselte sich permanent ab, mal waren es staubige Passagen, dann wieder sattgrüne Wäldchen, die dann wieder von großen steinigen Brocken ausgetauscht wurden. Die meiste Zeit hatten wir das Gefühl, es geht bergab, aber nach ungefähr der Hälfte des Weges kamen immer mal wieder Aufstiege hinzu, wenn wir große Hindernisse um(über)wandern mussten. Da war auch hin und wieder der Einsatz aller vier Extremitäten von Nöten um irgendwo hinauf oder hinab zu kommen. Hin und wieder haben wir auch ein Kleines Grüppchen von Wanderern getroffen, die wir überholt haben, ab und an wurden wir wiederum von Wanderern überholt. Aber auf die Gruppe der älteren Wanderer sind wir nicht aufgelaufen...

Die Sonne brannte die ganze Zeit mit voller Wucht auf uns Wanderer herab, und die hohen Steilwände gaben nur selten genug Schatten für eine Erholung. Im letzten drittel waren wir doch schon erheblich geschafft, und die Marke von den avisierten ca. 3 Stunden Abstiegsdauer war schon längst verstrichen. Wir griffen immer öfter zur Wasserflasche und die schattigen Passagen wurden immer rarer. Der Weg wurde zunehmend steiniger und wir mussten immer wieder große Steinbrocken umschiffen. Der Weg auf den großen Kieselsteinen war sehr mühsam und die Wege waren oft nicht klar erkennbar. Als ich einen Moment nicht aufmerksam war, habe ich einen falschen Schritt gemacht, und mir dabei böse den linken, kleinen Zeh angestoßen. Es hat übelst Weg getan. Aber ich konnte den Zeh (Wenn auch mit Schmerzen) im Schuh bewegen und belasten. Also wahrscheinlich nur eine Verstauchung...Hoffte ich. Ich habe mich erstmal nicht getraut, nachzusehen. Auch Sandra war am Ende ihrer Kräfte, und wir schleppten uns die letzten paar hundert Meter Richtung Strand. Wir konnten schon die Brandung des Meeres hören, und das beflügelte uns. Wir kamen durch eine kleine Höhle, in der ein Pärchen wartete. Ich habe mich gefragt, warum die beiden nicht am Strand warten. Die Antwort bekam ich später am Strand. Wir trieben indes unsere, von der Sonne gepeinigten und verdörrten Kadaver weiter in Richtung Meeresrauschen. Nur noch eine Biegung, wir konnten schon die Leute am Strand hören. Dann standen wir vor dem Strand. Das brausende, kühl anmutende Meer vor uns. Für einen Moment waren wir erleichtert. Doch dann entdeckten wir, dass alle Personen am Strand seltsam niedergeschlagen nur langsame Bewegungen machten. Uns wurde klar: Es gab keinen Schatten hier am Strand! Zudem war es ein felsiger Strand, so konnte man sich nicht durch hineinwaten abkühlen. Genau so stelle ich mir eine Vorstation zur Hölle vor. Man kommt an, total dehydriert, ausgelaugt, von der Sonne versengt und dann kann man nur auf den Fährmann warten, der einen irgendwann erlöst... Und noch nicht mal WLAN gab es hier...

Die Fährhelfer wiesen uns zumindest darauf hin, dass man vom kleinen Bootssteg ins Meer springen könnte. Nur umziehen musste man sich im Freien. Sandra war es egal und hat sich in ihren Bikini geschmissen um sich dann in die eiskalten Fluten zu stürzen. Ich habe auf die Rucksäcke aufgepasst und die frierende Sandra dann wieder in Empfang genommen. Das Wasser war super kalt. Man hatte also die Wahl zwischen schockfrosten und schwitzen... Kurz darauf kam unser Fährmann samt Boot und erlöste uns mit seinem schattenspendenden Bootsverdeck vom brutheißen Strand. Ich musste nun nur noch die Schifffahrt überstehen und hoffte dann auf einen Bus, der uns ins Hotel fährt.

Die Wandergruppe von älteren Personen, alle im Rentenalter, haben wir übrigens nicht eingeholt. Die waren fitter als wir am Strand. Die Gruppe war lustig und gar nicht am Ende Ihrer Kräfte, so wie Sandra und ich. Wir sollten doch mal fitter werden...

Im Hotel angekommen bemerkte ich, dass meine Ohren komplett von der Sonne verbrannt waren. Ich hatte während der Wanderung eine Baseballmütze auf, die zwar meine Stirn vor Sonne schützte, aber an den Ohren hat mir die Sonne es heimgezahlt. Ich leuchtete wie eine Baustellenabsperrung und die Prozedur, die hochroten Ohren mit Aftersun Creme einzuschmieren war sehr schmerzhaft. Zum Glück funktioniert das hören ohne direkten Kontakt, ansonsten hätte ich ein Problem gehabt ;)

Wir schworen uns noch, morgen einen Ruhetag einzulegen und trugen unsere geschundenen Körper nach dem Abendessen ins Bett.

 

  • Ein letzter Blick hinauf, bevor es Abwärts geht...

  • Hier gehts runter

  • Ein bisschen grün ist es ja

  • Schmale Wege führen zum Ziel

  • Man muss schon Trittsicher sein

  • Auch schön

  • Da hinten müssen wir hin

  • Nicht runterfallen!

  • Nette Aussichten

  • Nur noch hier durch

  • Hoppla, wo kommt der Bambus denn jetzt her?

  • Sieht alles irgendwie ähnlich aus

  • Steiniger und staubiger Weggabschnitt

  • Mittlerweile sind wir 1 Stunde unterwegs

  • Immer weiter...

  • Endlich auch mal Wasser

  • Waren wir hier nicht schonmal?

  • Endlich mal etwas Schatten

  • Hier müssen wir durch

  • Gar nicht so einfach

  • Kleine Verschnaufpause nach 1,5 Stunden

  • Über Stock und Stein

  • Ein Rabe. Er hatte nicht wirklich Angst vor uns.

  • Huch. Plötzlich Wald.

  • 2 Stunden und weiter gehts

  • Seltsame Einschlüsse in den Felsen

  • 3 Stunden vorbei...

  • Über dicke Steinbrocken geht es weiter

  • Nochmal ne Pause. Irgendwann muss es doch mal vorbei sein...

  • Endlich. Der Strand!

  • Die Badeinsel

  • Tschüß Masca-Schlucht

  • Mit dem Schnellboot zurück nach Los Gigantes

  • Ein letztes Bild